„Alles für andere, alles ohne Geld!“ Radio MKW gibt Ehrenamt eine starke Stimme

„Wir ehren das Ehrenamt“: In einer exklusiven Sondersendung des regionalen Radiosenders Radio MKW wurde kürzlich das Ehrenamt in den Mittelpunkt des Abends gerückt. Im Studio in Gründau-Lieblos gaben sich langjährige, engagierte Ehrenamtler auf Einladung des rührigen Senders die Ehre, um über ihre Organisation und ihren Verein zu berichten. Das hört man so nicht jeden Tag! „Wir wollen dem Ehrenamt die Ehre erweisen und ein großes Dankeschön sagen“, meinte Radio MKW-Geschäftsführer Hans-Jürgen Hess, der den Live-Abend zusammen mit Redaktionsleiterin Harmke Horst moderierte.

So stellte sich als erste die BRH Rettungshundestaffel Main-Kinzig mit der Vorsitzenden Angelika Simon vor, die dort seit vielen Jahren aktives Mitglied ist. 35 Personen führen 40 Hunde und suchen auf Anforderung der Polizei flächendeckend Gemarkung oder Trümmer ab. „Der Einsatz von Hunden ist das effektivste Ortungsmittel, um vermisste Personen aufzuspüren – und das schnellste“. Sie opfert Freizeit, um Menschenleben zu retten, denn bisher hat die 1997 gegründete Hundestaffel noch jeden gefunden – ein zeitaufwendiges Hobby mit ernstem Hintergrund. Was dringend benötigt wird, ist ein Unterstand für das Einsatzfahrzeug. Das steht momentan auf einem privaten Parkplatz auf der Straße.

Aus Habitzheim im Odenwald kam der Verein T.o.B.e. (Toxische Beziehungen überwinden e.V.) zu Wort – eine Problematik, die man sich nur sehr schwer vorstellen kann. Die Vorsitzende Svenja Beck und Denise Janusch berichteten, dass häusliche Gewalt sehr oft in Beziehungen vorkäme und durch Corona noch schlimmer wurde. Jede dritte Frau sei betroffen. Auch wenn es dann zu einer Trennung kam, gehe das Leid mit Stalking oftmals weiter. Bis hin zur Angst ums eigene Leben oder gar Suizidgedanken, um aus der Situation zu entkommen, aber das eigene Familienbild gerade noch so aufrechterhaltend. Es gebe wohl entsprechende Gesetze, aber diese müssten entschlossener und schneller umgesetzt werden, da oftmals der Täter zu sehr geschützt werde. Es müsse auch vorbeugend eingegriffen werden, so der Appell der beiden Frauen. Und ihre Empfehlung an die Gesellschaft: Hinsehen! Es gibt so viele Hinweise, wie man im Alltag schleichend erste Anhaltspunkte erkennen kann, die nicht sogleich körperliche Auswirkungen haben müssten. Ihr Angebot: das Hilfetelefon und Selbsthilfegruppen.

Mit dabei war auch der Schatzmeister Chris Hebstreit, der als Fußballtrainer der F-Jugend des TSV Lengfeld/Otzberg im Odenwald über den großen Zusammenhalt, das gemeinsame Auspowern und das gegenseitige Aufeinander-Achtgeben berichtete.

Das gilt auch für die Selbsthilfegruppe Angst-Panik-Depression (Reichelsheim/Odw.). Seit 2011 ist Werner Niebel Gruppensprecher und besuchte mit Ehefrau Gudrun (Gruppenleiterin) den Radiosender MKW. Er ist auch seit 2018 gleichzeitig Ansprechpartner der „Unabhängigen Beschwerdestelle für Psychiatrie im Odenwaldkreis“. Die Selbsthilfegruppe ist Anlaufstelle für seelische Gesundheit und Hilfe finden im Alltag. Aber dafür müsse man erst mal den Mut dazu aufbringen und darüber sprechen können, dass man Hilfe brauche, berichtete Werner Niebel mit sehr persönlichen Worten aus eigener Erfahrung. Es gebe mehrere Gesprächskreise, eine Wander- und Handarbeitsgruppe. Wichtig und oft unterschätzt: die Gruppe der Angehörigen, die in Co-Abhängigkeit mitleide. „Man darf bei uns reden und auch weinen“, wichtig, gerade bei 717 Suiziden in 2021 in Hessen, was man reduzieren möchte.

Ein ebenso schweres Thema hatte die Kreisbeauftragte des Technischen Hilfswerks (THW) Monika Duderstadt. Sie ist nicht nur Maschinistin für den Teleskopmast in ihrem Ortsverband, sondern für Steinau, Gelnhausen, Wächtersbach, Erlensee, Bad Orb zuständig und ist auch psychosoziale Fachkraft. Im Einsatznachsorgeteam (ENT) waren es bedrückende Situationen, als ihr THW-Einsatzkräfte am ersten Tag des Ahrtalhochwassers angesichts anfangs noch 5000 vermisster Menschen verzweifelt entgegengestürmt waren: „keiner wusste etwas! So eine Großschadenslage hatte niemand erwartet.“ Sie konnte viel Kraft geben.

Duderstadt ist seit 2002 bei der blauen Truppe, die aufgrund der vielen Technik und der schweren Maschinen eher männerlastig verortet wird. Doch auch die Frauenquote steige, wobei ihr der THW-Ortsbeauftragte von Bad Orb Christoph Rieger beipflichtete. Seit 45 Jahren ist er im THW und seit 27 Jahren leitet er den Ortsverband. Quereinsteiger seien immer herzlich willkommen. Man sei wie eine große Familie, die sich nicht nur bei Einsätzen treffe. Infos für zukünftige THW-Talente gibt es in den Ortsverbänden und bei der Regionalstelle in Gelnhausen.

Alles für andere, alles ohne Geld – das war das Motto des interessanten Radio-Abends, Fortsetzung folgt, um alle Themen rund ums Ehrenamt entsprechend zu vertiefen. Die exklusiven Sondersendungen ergänzen das Programm auf einmalige Art. Empfangen kann man Radio MKW digital (www.radiomkw.de), Alexa, diverse Radioplayer sowie unsere App für iPhone und Android.